#004 - Alpenblick, Owingen Bodenseekreis...

Alpenblick
Alpenblick

Letzter Eintrag ins Logbuch der Sternwarte 2017... Sorry, falscher Film ;-) Aber es war wirklich der letzte Tag im Jahr 2017. Ein Sonntag. Um ganz genau zu sein, es war Sonntagmorgen. Aber erst mal eine kleine Vorgeschichte zu den folgenden Fotos.

 

Die letzten beiden Tage waren nicht besonders gut. Das Wetter passte nicht. Mal war es zu düster, mal war es zu kalt. Zeitweise schob sich auch eine sehr dichte Nebelschwade vor meinen Augen dahin, sodass sich die gefühlte Sicht gen null bewegte. Dazu kam dann auch noch etwas feuchtes von oben. Manche Leute aus dem hohen Norden würden auch folgende Beschreibung verwenden: „Es hat gegossen, als ob es kein Morgen mehr geben würde“. Ich hatte von diesem „schönen“ Wetter so ziemlich die Nase voll und meine gute Laune hat sich hinter der Schlafzimmertür versteckt. Mein Urlaubsbett wurde in diesen beiden Tagen nicht wirklich kalt, und ich konnte mich ohne schlechtes Gewissen der spannenden Lektüre - Am zwölften Tag - von Wolfgang Schorlau widmen.

 

Das besagte Buch wurde langsam sehr spannend und befand sich langsam auf der Zielgeraden. Privatermitler >Georg Dengler< war gerade dabei, seinen Sohn aus den Fängen der skrupellosen Rockerbande zu befreien, als mich eine digitale Nachricht auf meinem Smartphone aus den Gedanken riss, und mir unweigerlich mitteilte, dass es Zeit ist, um meinen Augen etwas Erholung zu gönnen. Neuer Tag, neues Glück! Schlaftrunken machte ich mich um 7:55 Uhr auf den Weg Richtung Badezimmer, um... na ja, sie können es sich denken ;-) Jedenfalls konnte ich, sitzend auf dem WC, durch das Badezimmerfenster erkennen, dass sich draußen der Himmel etwas gebessert hatte. Ich beschloss zugleich, nach der Handdesinfektion, das Küchenfenster von seiner Verdunklung zu befreien, um die nachtdunkle Wohnung mit Morgenlicht zu erhellen. Meine Augen hatten noch ziemlichen Sand im Getriebe, und mein Gehirn war auch noch nicht mit lecker duftendem Koffein versorgt worden. Jedoch konnte ich gleich erkennen, dass die Natur es heute Morgen gut mit mir meinte. Zarte Orange- und Rottöne strahlten leicht durch das mit Raureif bedeckte Fenster. Über den weit entfernten Tannen erblickte die Sonne seit Tagen ihr schönstes Lächeln, und dies auch noch am letzten Tag im Jahr 2017. 

Leise und zugleich schnell, ohne meine schlafende Familie aufwecken zu wollen, schlich ich in das obere Stockwerk, um mein digitales Aufnahmemedium zu holen, und mich mit voller Aufmerksamkeit dem Sonnenaufgang zu widmen. Ohne Stativ und auch mit der längsten Brennweite, die ich auf das Ding schrauben kann, stellte ich mich vor ein kleines rotes Blockhäuschen und schaute dem Treiben am Himmel gespannt für ein paar Minuten zu. Ich sog die kalte klare Luft in mich auf. Aus dem Stall kamen ein paar vereinzelte aber bestimmte Muhrufe. Der Morgen schien gerade wie verzaubert zu sein. Meine Speicherkarte füllte sich langsam mit Einsen und Nullen. Fast vergaß ich bei diesem wunderbaren und intensiven Sonnenaufgang, dass ich in dieser klirrenden Kälte keine Handschuhe und keine Mütze anhatte. Aber nur fast. Meine morgendliche Planlosigkeit machte sich auch in meiner restlichen Bekleidung bemerkbar - ich trug zu meiner Verwunderung noch meinen leichten und sehr dünnen Nachtsmoking.

 

Etwas unterkühlt, aber mit einem zarten kleinen Lächeln auf den Lippen, machte ich mich nach ein paar Minuten in dieser bezaubernden Kälte wieder auf den Weg zurück in die Ferienwohnung, bereitete mir einen frischen und leckeren Espresso zu und hoffte insgeheim, dass mich heute Morgen keine anderen Feriengäste in meinem Schlafgewand gesehen haben...  

[ Text und Bild © Marco Völzke - archipixel, Februar 2018 ]

einige fotos benötigen farbe, manche kommen ganz gut ohne zurecht, eins haben sie jedoch gemein:
"jedes foto erzählt seine ganz eigene geschichte"