Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Die Sonne scheint, es ist nicht zu heiß und es weht ein leichtes Lüftchen. Herrliches Wanderwetter für eine kleine Tour samt Hüttenübernachtung. Mein Rucksack ist gepackt und ich mache mich auf den Weg nach Bernau im schönen Schwarzwald, besser gesagt im Hochschwarzwald. Durch meine derzeitige ungewollte Freizeit schließe ich mich den Wanderfreunden von Vaddern an und freue mich auf zwei schöne Tage weit weg von diesem ganzen alltäglichen Überfluss. Jedenfalls ist das so mein Plan ;-)
Wir wollen mit dem Zug Richtung Schluchsee und dann mit dem Bus weiter Richtung Bernau fahren, wo wir den Bernauer Hochtalsteig durchlaufen möchten. Das Nachtlager wurde schon vor Tagen auf der Krunkelbachhütte reserviert... Ich hab mich vor dieser kleinen Wanderung nicht wirklich um die Streckenlänge gekümmert und war frohen Mutes, zwei schöne lange Tage auf meinen gesunden Füßen zu verbringen. Der erste Fehler, welcher sich an diesen zwei Tagen eingeschlichen hat, war der Schienenersatzverkehr zwischen Freiburg und Schluchsee. Busfahren ist einfach nicht mehr mein Ding, zumindest nicht wenn die Fahrt länger als 20 Minuten dauert und es eine kurvenreiche Strecke durchs Höllental ist. Der zweite Fehler an diesem Tag ist eigentlich nicht wirklich ein Fehler, vielmehr eine Eigenschaft von Vaddern, die ich kennen sollte und dachte, dass sich dies ab einem gewissem Alter etwas legen würde.. jedoch hab ich diese Rechnung ohne Vaddern gemacht, und so wurde aus einem Hochtalsteig ein Premiumweg, und aus einem Premiumweg eine Genusswanderung ;-) Es machte sich eine kleine Stimme in meinem Kopf breit, welche mir folgendes versucht mitzuteilen: „Wandern mit Vaddern" = sechs Stunden Bus fahren, drei Stunden Wandern und acht Stunden das Leben bei Essen und Trinken genießen,oder, um es mit wenigen Worten von Vaddern auf den Punkt zu bringen „s`Läbe isch schee“
Okay, ich muss zugeben, es ist wirklich ein sehr gelungener und abwechslungsreicher Wanderweg, welcher durch eine üppige Flora, einen tollen Ausblick auf die umliegenden Berge und schöne Rastplätze mit hölzernen Himmelsliegen aufwartet. Es geht auch ein paar Kilometer stetig nur bergauf, aber das darf man von einem "Steig" ja auch erwarten. Zwischendurch wechseln sich offene helle Lichtungen mit dichtem, dunklem und märchenhaftem Nadelwald ab. Auch sind hier oben, abseits vom alltäglichen Trubel, die einheimischen Vögel zu hören und untermalen mit ihrem kostenlosem Konzert diesen schönen Wanderweg. Ab und an sieht man auch eine Herde Bergkühe, welche sich das frische und saftige Gras samt Kräutern sichtlich schmecken lassen. Die Krunkelbachhütte, also unser Nachtlager, wurde nach einer gemütlichen Gehzeit von drei Stunden erreicht. Ab jetzt begann die „Genuss“wanderung richtig an Fahrt aufzunehmen und das dort angebotene Essen und Trinken wurde einer ordentlichen Geschmacksprobe unterzogen.
Dank anhaltender nächtlicher Holzfällerarbeiten war meine Nachtruhe sehr bescheiden, und eine Packung Ohropax steht schon auf meiner nächsten Einkaufsliste. Nach einem üppigen Frühstück ging es auf direktem Weg hoch auf das 1415 m hohe Herzogenhorn, welches auch zum Naturschutzgebiet des Feldberges gehört. Wir hatten an diesem Morgen sehr viel Glück mit dem Wetter und die Fernsicht beglückte uns mit einer herrlichen 360°-Rundumsicht auf die umliegenden Berge und Täler. In weiter Ferne waren sogar ansatzweise die Schweizer, sowie die französischen Alpen zu sehen. Vom Herzogenhorn ging es dann weiter Richtung Feldberg, Bärental und Titisee, wo unsere kleine Genusswandergruppe dann wieder in den Bus geng Heimat stieg.
Zu Fuß durch die Natur ziehen wurde mir wohl irgendwie in die Wiege gelegt, auch wenn ich dies erst in meinem späteren Lebensalter gemerkt habe, und ja, ich kann auch sehr gut nachvollziehen, wenn meine zwei Kid's „momentan“ mit diesem ganzen Naturgedöns noch nicht wirklich viel anfangen können. Aber vielleicht kommen auch sie ja mal an einem Punkt in ihrem Leben an, an dem sie es zu schätzen wissen, in welch bezaubernder und schönen Gegend wir hier im Schwarzwald leben... [ Text und Bild © Marco Völzke - archipixel, Juni 2018 ]