#025 - Freiburg, 50mm F1.1 - Teil 2

Freiburg ist meine Herzensstadt, meine Geburtsstadt und ich durfte mit ihr auch schon einige Jahre leben, lieben und ab und an auch mit dieser  badischen Stadt leiden. Das Leiden hat dann doch eher etwas mehr mit meiner, einer weiteren großen Liebe zu tun, und es ist mitunter nicht immer leicht wenn sich der Sport Club im Abstiegskampf befindet  –  aber mal ganz ehrlich: „Es gibt viel wichtigeres auf dieser Welt als Fußball“!

Leiden muss und darf ich deswegen dennoch...

 

Ich liebe die kleinen Bächle, die kleinen und großen Gässle, den alten Friedhof beim Stadtgarten, das Münster, den Münsterplatz und ganz besonders die lange Rote, aber bitte mit viel Zwiebeln. Eigentlich ist Freiburg im Vergleich zu anderen größeren Städten ein kleines, überschauberes Dorf, zwar ein etwas größeres Dorf, dennoch fühlt sich das Leben hier nicht so wirklich wie in einer Großstadt an, und dieses kleine Naturverbundene entspricht dann auch eher meinem eigenen Naturell. Freiburg ist zugleich die südlichst gelegene Großstadt in Deutschland, also liegt quasi schon fast in Norditalien oder ist die nördlichste Kleinstadt der Schweiz ;-) Ja, vielleicht lässt es sich deshalb, oder gerade wegen der „direkten“ Nähe zu unseren Nachbarn hier so gut leben? Das fast schon mediterrane Klima, die vielen Sonnenstunden, das gute Essen, der leckere Rotwein und die ein oder andere Privatbrauerei tragen dann auch noch sehr zum allgemeinen Wohlbefinden bei.

 

Der dunkle und geheimnisvolle Schwarzwald liegt Freiburg direkt zu Füßen, und in ein paar Minuten Fahrzeit ist man dann auch schon auf dem Freiburger Hausberg, dem Schauinsland, und hat auf einer Höhe von fast 1300 m ü. NHN eine herrliche Aussicht auf Freiburg, die umliegenden Berge, die Vogesen und das Münstertal - hier lässt es sich aushalten, hier lässt es sich leben.

 

Fotos vor der eigenen Haustüre und in seiner „eigenen“ Stadt aufzunehmen und festzuhalten ist nicht immer einfach. Ich ertappe mich schon des Öfteren, wie ich mich in einem Anflug der eigenen Betriebsblindheit wiederfinde und ich mich dann in diesem Reisedokumentationsmodus erwische, was nicht das Ziel hinter meinen Bilder sein soll. Man sieht sozusagen den besagten Wald, oder den ganzen Schwarzwald, vor lauter Bäumen nicht mehr. Pause. Espresso. Doppio. Bitte. Durchatmen, etwas Abstand vom eigentlichen Tun nehmen und Menschen bei ihrem Streifzug durch die großen und kleinen Gässle beobachten, hilft mir dann häufig, mich wieder auf Motive einzulassen, welche ich suche, damit ich dieses eigene Seelengefühl - mit meinen Bildern transportieren kann - was ich selbst verspüre, wenn ich Freiburg ganz alleine durchstreife.

 

In einer völlig fremden Stadt sieht mein Auge an jeder Ecke etwas spannendes und fotogenes, aber warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Ich hab hier in Freiburg und dem Umland alles, was ich zum Leben brauche, finde alles, was ich suche und auch darüber hinaus. Ich muss mich nur selbst mit meinem Herzen darauf einlassen, etwas neues sehen und finden zu wollen... Der zweite Teil ist dann auch mit etwas Farbe versehen, was für mich selbst in der Straßenfotografie etwas neues ist – Schwarz und Weiß, harte Kontraste und tiefe Schatten passen mehr zu meinem Innenleben, mehr zu meiner Seele und vielleicht auch dann auch etwas mehr zum rauen Bild des Schwarzwaldes...  Meine Gefühle, der Schwarzwald und Freiburg sind nicht immer nur blass, grau und schwarz, nein etwas bunt, und etwas Farbe steht uns allen bestimmt auch sehr gut  –  Willkommen Frühling.  [ Text und Bild © Marco Völzke - archipixel, März 2019 ]

einige fotos benötigen farbe, manche kommen ganz gut ohne zurecht, eins haben sie jedoch gemein:
"jedes foto erzählt seine ganz eigene geschichte"