#055 - STILLE

...was ist, wenn man diese Stille nicht mehr spüren kann, nicht im Stande ist, sie zu fühlen, nicht ganz tief im Innersten fühlen kann, nicht ganz tief im Innersten spüren kann - obwohl sie doch irgendwo sein müsste. Zumindest an diesen besonderen Orten, wo man sich sofort geerdet und ruhiger fühlen soll(te). Fühlen ist vielleicht das falsche Wort, da ich mich an diesen Orten zwar physisch befinde, mich dort aufhalte und irgendetwas spüre, jedoch am allerwenigsten spüre ich Stille und Ruhe. Vielmehr werde ich, je länger ich mich an solch besonderen Orten aufhalte, unruhiger und innerlich getriebener. Muss schlagartig diesen Ort verlassen... muss weiterziehen...

 

Wenn ich jedoch solch einen Ort mit meinem Fotoapparat besuche, kann ich die Ruhe auf eine andere Art wahrnehmen. Fühle mich mit der Umgebung und diesem Ort verbundener. Kann mich fokussieren. Muss mich fokussieren. Ich kann nicht sagen, dass ich jetzt innerliche Stille und Ruhe spüre. Aber irgendetwas muss ich ja spüren, sonst würde ich nicht auf den Auslöser drücken...

 

Vielleicht spielen die Bilder mit einer vordergründigen Stille. Vielleicht vermitteln sie eine vordergründige Ruhe. Beides steht jedoch gegenläufig zu meinen Gefühlen, welche ich an diesem Tag hatte. Welche ich auch morgen haben werde. Es ist dieses Schwarze. Es ist dieses Weiße. Kein dazwischen. Kein Grau. Keine Stille und keine Ruhe...

Wenn man seine Ruhe nicht in sich selbst findet,

ist es zwecklos, sie anderswo zu suchen.

François de La Rochefoucauld

einige fotos benötigen farbe, manche kommen ganz gut ohne zurecht, eins haben sie jedoch gemein:
"jedes foto erzählt seine ganz eigene geschichte"