 
    
Architektur ist mehr als sehen. Architektur ist spüren.
Sehen, was da gebaut, was da steht.
Spüren, wie das Objekt, das Gebäude, auf Menschen wirkt.
Dieses Spüren gelingt mir nicht immer, nicht bei jedem Gebäude.
Doch es fällt mir leichter, wenn Beton, Stahl und Glas miteinander interagieren.
Wenn Rohes und Hartes sich mit Zerbrechlichem verbindet.
Der Geruch von frischem Beton lässt mich fühlen.
Er beruhigt mich, er frischt meine Gedanken, und er lässt
mich – seltsamerweise – nicht an meine frühere Berufung denken.
Diese reinen Betongebäude, sie haben mich in ihren Bann gezogen.
Harte Schale, weicher Kern. Sie sprechen mir aus der Seele.
Vielleicht ist es die Ehrlichkeit des Materials,
diese Unverfälschtheit, die nichts versteckt, nichts vortäuscht.
    Jede Fläche zeigt, was sie ist und wie sie ist,
    jede Kante erzählt von der Hand, die sie geformt.
In nackten Betonräumen komme ich zur inneren Ruhe,
spüre keine Leere, vielmehr empfinde ich Klarheit.
Es entsteht ein inneres Gleichgewicht.
Beton - Architektur, die nicht gefällig sein will,
sondern einfach da ist: roh, echt, beständig.
    Sie fordert mich heraus – und genau darin
    liegt für mich ihre Schönheit.
 
         
         
         
         
         
         
    
 
         
         
         
        Franz Gertsch Museum Burgdorf, Schweiz / Fotos: 08.08.2025 / Text: 30.10.2025 - Rückfahrt Düsseldorf nach Freiburg
